Einzelhandelskonzept: Waldbröl ist besser als selbst gedacht

Übersichtsplan der Fachgeschäfte in Waldbröl aus dem Einzelhandelskonzept

Einzelhandelskonzept: Waldbröl ist besser als selbst gedacht

Mittwoch, 06.06.2012

Wer geglaubt hat, dass in Waldbröl alles den Bach heruntergeht, bekommt durch das Einzelhandelskonzept, das Stefan Kruse vom Dortmunder Büro Junker und Kruse jetzt dem Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung vorlegte, neue Hoffnung.
Natürlich schadet die Ruine Merkurhaus der Einkaufsstadt Waldbröl, sicherlich ist durch die Woolworth-Schließung auch einiges an Kaufkraft verloren gegangen, und wahrscheinlich sind auch die vielen Leerstände an der Kaiserstraße zum Teil auf den Woolworth-Sog zurückzuführen. Wer jedoch geglaubt hat, dass in Waldbröl alles den Bach heruntergeht, bekommt durch das Einzelhandelskonzept, das Stefan Kruse vom Dortmunder Büro Junker und Kruse jetzt dem Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung vorlegte, neue Hoffnung.
„Offenbar wollen nur wir Waldbröler selbst nicht wahrhaben, dass wir gut sind“, fasste Paul Giebeler (UWG) seine neuen Erkenntnisse zusammen, die Stefan Kruse und Christina Nitz auf 113 Seiten mit Zahlen und Fakten belegen können.
Waldbröl hat ein Kaufkraftvolumen von 91 Millionen Euro, bietet ein komplettes Handelssortiment und hat vor allem mit über 50 Prozent auswärtigen Kunden, so Stefan Kruse, „eine sehr große regionale Bedeutung“.
Die 147 Einzelhandelsbetriebe haben eine hohe Zentralität, das heißt, dass sowohl der alltägliche als auch der weitere Bedarf zu Fuß erledigt werden kann. „Da hat Waldbröl in der Vergangenheit schon vieles richtig gemacht“, lobte der Planer. Die demographische Entwicklung mache es notwendig, dass Einkaufen „rollatorgerecht“ werde, was in Waldbröl weitgehend bereits der Fall sei.
Als Fehlentwicklung wertet er jedoch das an der Brölbahnstraße entstandene Marktzentrum mit Rewe, Aldi und Expert. Anders als bei den Märkten auf dem Gelände der Alten Kofferfabrik sei dort keine Bindung zum Stadtkern gegeben. „Ein Elektronikmarkt wie Expert gehört mitten in die Innenstadt, dort würde er von dem Umfeld profitieren und die Nachbargeschäfte von ihm.“
Die aktuell 32 Leerstände hält Kruse für weniger dramatisch. Von annähernd 53 000 Quadratmetern Verkaufsfläche in Waldbröl seien 4400 Quadratmeter ungenutzt, davon entfallen alleine 1800 auf Woolworth. Nur acht Lokale seien zwischen 100 und 400 Quadratmeter groß, alle anderen unter 100. „Diese Geschäfte sind schlicht und ergreifend kaum noch zu vermarkten, weil sie zu klein sind.“
Hier müsse auch seitens der Eigentümer überlegt werden, ob diese Lokale nicht zugunsten von Wohnraum oder ähnlichem aufgegeben werden. Auch vor dem Hintergrund, dass Waldbröl vom Sortiment her bereits „komplett“ sei.
Die Frage sei, wie viele zentrale Versorgungsbereiche eine Stadt vertragen könne, meinte Stefan Kruse. Die Antwort könne in Waldbröl nur heißen: „Einen!“
Dazu rechnet er in der Stadt den Bereich zwischen dem Marktplatz im Westen (Rewe, Kressner) und Alter Kofferfabrik im Osten. Alle anderen seien „Sondergebiete“, wo der bereits bestehende Handel allerdings Bestandsschutz genieße.
Mit dem Einzelhandelskonzept, das vom Ausschuss einstimmig beschlossen wurde, habe die Stadt aber nun ein Instrumentarium, die Bauleitplanung entsprechend zu gestalten und „zentrenschädliche“ Entwicklungen in der Innenstadt zu verhindern (siehe Infokasten „Waldbröler Sortimentsliste“).
Einzelhandelskonzept 2011 für die Stadt Waldbröl
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Kategorien: Stadtentwicklung