Gute Perspektiven für die Innenstadt von Waldbröl

Blick über einen Teil der Waldböler Innenstadt

Gute Perspektiven für die Innenstadt von Waldbröl

Donnerstag, 22.03.2012

Waldbröl hat viele Chancen. Es gilt sie zu nutzen.
In den meisten deutschen Städten schrumpft die Bevölkerung. In Waldbröl auch – wenn nicht gegengesteuert wird. Waldbröl bringt alle Voraussetzungen mit, dass der demographische Wandel bewältigt werden kann, da sind sich die Experten vom Düsseldorfer Büro „ArchitekturStadtplanungStadtentwicklung Hamerla | Gruß-Rinck | Wegmann + Partner“ (ASS) sicher. Was der Einzelhandel, Einbahnstraßen, Kultur, eine gute Bildung und soziale Infrastruktur, ein attraktives Zentrum mit hoher Aufenthaltsqualität, zukunftsfähige Betriebe und Arbeitsplätze damit zu tun haben, diskutieren zurzeit rund 50 Meinungsträgerinnen und Meinungsträger aus Politik, Wirtschaft, Verbänden und weitere örtliche Akteure unterstützt durch die Verwaltung und dem Büro ASS.
Gemeinsam starteten sie am 8. März 2012 den ersten Perspektiven-Workshop zum Thema „Integriertes Entwicklungs- und Handlungskonzept Innenstadt Waldbröl“ (IEHK) im Bürgerhaus.
Ziel dieses Konzepts wird es sein, die Innenstadt Waldbröls bis zum Jahr 2025 als Lebens-raum zu definieren, der inhaltlich und räumlich ein Raum der Begegnung werden soll. Durch die Einbeziehung örtlicher Akteure sowie der Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt fließen wichtige Kenntnisse, Erfahrungen, Vorstellungen und Anregungen in die Planung ein, wodurch die vorhandenen Potenziale gebündelt und neue Ideen eingebunden werden sollen.
Bereits im Oktober 2011 begann das Büro ASS mit der Bewertung vorhandener Gutachten, Planungen und Programme der Stadt. Auf dieser Grundlage standen beim ersten Workshop die Themen „Auswirkungen des demographischen Wandels“, „Vitalisierung des Zentrums“ und ein innenstadtverträgliches Verkehrskonzept im Mittelpunkt.
Nach verschiedenen Prognosen wird die Bevölkerung von Waldbröl in den kommenden acht Jahren um ein bis drei Prozent sinken. Um dem entgegen zu wirken, sollen neue Wohnraumangebote im Innenstadtbereich realisiert werden, um allen unterschiedlichen Ansprüchen der sich verändernden Altersstruktur und veränderten Wohnansprüchen gerecht zu werden.
Ein weiterer wesentlicher Baustein für die Zukunft Waldbröls ist die „Vitalisierung des Zentrums“. Um den Einzelhandelsstandort Waldbröl langfristig zu beleben und für alle Nutzer attraktiv zu gestalten, muss die Vielfalt des Einzelhandelsangebots im Bereich der Kaiserstraße gestärkt werden. Es müssen Lösungen für die zum aktuellen Zeitpunkt 18 Leerstände und den Merkur-Komplex gefunden werden. Die Attraktivität des Zentrums hat bei allen zukünftigen Entscheidungen oberste Priorität.
Das hohe Verkehrsaufkommen auf der Kaiserstraße belastet jedoch die Anlieger und beeinträchtigt das gesamte Zentrum. Täglich durchfahren bis 18000 KfZ die Kaiserstraße und wirken sich sehr negativ auf die Attraktivität des Einzelhandels und die Aufenthaltsqualität aus. Um diese Situation zu verbessern, wurden alternative Verkehrsführungen untersucht und die Auswirkungen bewertet. Im Workshop war man sich einig, dass das vorgeschlagene Grobkonzept gute Chancen bietet, die wichtigsten Verkehrsprobleme zu lösen. 
So sollen die Kaiserstraße zwischen dem Kreisverkehr und der Friedenstraße sowie ein Abschnitt der Bahnhofstraße Einbahnstraßen werden. Venn-, Garten- und Friedenstraße sollen zukünftig in beide Fahrtrichtungen freigegeben werden. Die Nümbrechter Straße dient als Umgehung für Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen. Dadurch soll der Verkehr im zentralen Bereich der Kaiserstraße um bis zu 40 Prozent gemindert werden können. Zusätzlich soll der geplante Boxbergkreisel zu einer Entlastung auf der Bahnhofstraße führen. Unter den geschilderten Voraussetzungen kann dann die Kaiserstraße mit breiten Bürgersteigen und mit Parkplätzen und Bäumen umgebaut werden. Die Breite der Bürgersteige lässt Aufenthalt und zum Teil Außengastronomie zu.
Der erste Workshop machte deutlich, dass die vorhandenen Potenziale genutzt werden können. Waldbröl soll als markanter Ort für Einzelhandel, Gastronomie, Kultur, Freizeit, administrative und soziale Einrichtungen, sowie Kommunikation und das Wohnen etabliert werden. Nach dem Motto „Stärken stärken und Schwächen schwächen“ kommt dem Verkehr dabei nur eine dienende Rolle zu. 
Auf den Ergebnissen des ersten Workshops basierend wurde ein Leitbild für das Zentrum erarbeitet. Auf folgende Aspekte wird besonderes Augenmerk gelegt:

  • Das Zentrum vitalisieren
  • Wohnraumangebote für alle Märkte schaffen
  • Die Innenstadt als Ort der Gesundheit und Lebensqualität ausbauen
  • Kultur, Bildung, soziale Infrastruktur sichern und steigern und dabei die Identifikation der  Waldbrölerinnen und Waldbröler mit ihrer Stadt fördern.

Hamerla: „Auf die Probleme hinzuweisen, z.B. auf den brach liegenden Merkurkomplex und die Verkehrsbelastung und nicht aktiv gegenzusteuern hilft keinem. Diese Probleme müssen gelöst werden, aber parallel hierzu müssen alle Innenstadtakteure tätig werden – jede Geschäftsfrau, jeder Gastronom, jeder Immobilienbesitzer, jeder örtliche Entwickler. Ich sehe eine große Chance, wenn gemeinsam eine Aufbruchstimmung erzeugt werden kann. 
Die Innenstadt als Raum der Begegnung, z.B. mit einem „Qualitätsquartier Hochstraße“ zu kreieren, setzt deutlich mehr voraus als den Umbau öffentlicher Räume, auch wenn wir hierfür Fördermittel bekommen werden. Die guten Ansätze mit dem Vieh- und Krammarkt und das Waldbröler Kultur und Musikfestival sind weiter auszubauen. Qualifizierte Themen-märkte auf dem Markt und in der Hochstraße, Kultur, eben auch und gerade Alltagskultur, und Begegnung „aller Orten“ mit gut gestalteten Aufenthaltsbereichen, mit Außengastro-nomie und auch mit ruhigen Bereichen – all das wird die Lebendigkeit, die Vielfalt und damit die Attraktivität der Innenstadt erhalten.“
Bereits jetzt fließen die ersten spannenden Anregungen aus der Bevölkerung ein, die deutlich machen, welche Zukunftsperspektiven Waldbröl hat. In nächster Zeit sind nun im Einzelnen Lösungen zu finden. Ergänzend entstehen Arbeitskreise und es werden Gespräche mit den Eigentümern des Merkur-Komplexes, dem Europäischen Institut für Angewandten Buddhismus (EIAB) sowie der Naturerlebnis Nutscheid gGmbH geführt.
Am 14. Juni 2012 treffen sich die Mitglieder des Workshops zum zweiten Mal. Die Schwerpunkte werden dann auf den Themen Baukultur, Gestaltung der öffentlichen Räume und Aufenthalts-qualität liegen. Dieses, wie auch die darauf folgenden Treffen sowie ein großes öffentliches Kolloquium / Bürgerversammlung am 20. September 2012 werden nur ein Ziel verfolgen: Waldbröl für seine  Einwohnerinnen und Einwohner und Gäste attraktiver zu gestalten, damit Waldbröl eine gute Zukunft hat.